Chiune Sugihara – Ein mutiger japanischer Diplomat
2020/10/14
Zum 100. Jahrestag seines Geburtstages ehrte das japanische Außenministerium den ehemaligen Diplomaten Chiune Sugihara für seine Verdienste. Sugihara war von Juli 1939 bis August 1940 als Vizekonsul in Litauen tätig und rettete die Leben von Tausenden von jüdischen Flüchtlingen, indem er ihnen aus humanitären Gründen Transitvisa ausstellte.
Diese Visa wurden als "Visa für das Leben" bekannt.
Sugihara wurde 1900 in der Gifu-Präfektur in Japan geboren. 1919 bestand er den Aufnahmetest für das japanische Außenministerium. Nach einer Ausbildung als Russischstudent in Harbin war er bei den Vertretungen in der Mandschurei, Moskau und Finnland tätig. Im Juli 1939 kam er als Vizekonsul nach Kaunas, der damaligen Hauptstadt von Litauen.
Am 18. Juli 1940 (gemäß den Aufzeichnungen von Sugihara), drängte sich eine große Gruppe von Juden vor dem Konsulat. Die Invasion Polens durch die Deutschen hatte gerade begonnen, und die Verfolgung der Juden hatte sich auf größere Gebiete ausgedehnt. Auf der Suche nach Zuflucht strömten die Juden nach Litauen, das seine Unabhängigkeit durch ein Bündnis mit der Sowjetunion noch aufrechterhalten konnte. Alle wollten ein japanisches Transitvisum, durch das sie die Möglichkeit hätten, in eine freie Welt zu entkommen.
Die damaligen japanischen Visa-Bestimmungen sahen vor, daß ein Transitvisum nur denjenigen ausgestellt werden konnte, die entweder ein Visum für ihr Endziel besaßen oder aber genug Geld für die Reisekosten. Nur von wenigen jüdischen Flüchtlingen wurden diese Bedingungen erfüllt. Da Sugihara die Dringlichkeit der Situation erkannte, entschied er sich, entgegen den von Tokyo vorgegebenen Richtlinien, die Visa auszustellen. Er empfand es als Verpflichtung "aufgrund seines Gewissens und der Liebe zu allen menschlichen Wesen zu handeln." Er wußte, daß die meisten Flüchtlinge mit der transsibirischen Eisenbahn nach Japan fuhren, eine Strecke, die lang genug war, daß die Flüchtlinge die Möglichkeit hätten, von unterwegs noch Geld nach Japan zu schicken. Deshalb stellte er auch denen, die nicht genug Geld hatten, ein Visum aus.
Ihm blieb nur wenig Zeit, da er von der sowjetischen Regierung zum sofortigen Verlassen des Landes aufgefordert wurde, und so begann er ohne Unterlaß handschriftlich Visa auszustellen. Ende August wurde das Konsulat geschlossen. An der Tür des Konsulates ließ Sugihara die Adresse seines Hotels zurück, so daß er noch für weitere drei Tage Visa ausstellen konnte, bis er Kaunas endgültig verlassen mußte. Noch während seiner Fahrt nach Berlin warf er nicht registrierte Visa aus dem Fenster des Zuges.
Eine Anekdote, die von Überlebenden des Holocaust erzählt wurde, illustriert, in welchem Ausmaß Sugihara bemüht war, den jüdischen Flüchtlingen zu helfen: Als die Nazis in Polen einfielen, flohen 350 Studenten einer jüdischen theologischen Schule nach Litauen. Moshe Zupunik, einer der Studentenführer, ging in das Konsulat, um Sugihara zu treffen. Er erzählte diesem, daß alle bisherigen Versuche bei anderen Konsulaten ohne Erfolg gewesen seien. Sugihara erklärte sich bereit, für Zupunik ein Visum auszustellen, meinte aber, daß es schwierig werden würde, dieses für sämtliche Studenten zu tun, da das Konsulat nur noch kurze Zeit geöffnet sein würde. Zupunik bot seine Hilfe an, und so arbeiteten die beiden Männer gemeinsam mehrere Tage lang. Nach weiterer konsularischer Tätigkeit in Prag und Rumänien wurde Sugihara 1947 aus dem konsularischen Dienst entlassen, weil er gegen die Vorschriften verstoßen hatte. Er begann als Deutschlehrer und für eine japanische Handelsfirma, die in Kontakt zu Rußland stand, zu arbeiten.
Insgesamt stellte Sugihara über 2000 Visa aus, und da diese zumeist nur für den Kopf eines Haushaltes benötigt wurden, kann man davon ausgehen, daß rund 10.000 Menschen durch Sugiharas Visa gerettet wurden. Von Israel wurde er 1968 als Retter von Holocaustopfern ausgezeichnet. Im Oktober dieses Jahres wurde der 1986 verstorbene Sugihara erstmals offiziell vom japanischen Außenministerium mit einer Gedenktafel gewürdigt.
Quelle: "A Hero for the 21st Century" Gedenkbroschüre der Japanisch-Israelischen Handelskammer, zum 100. Geburtstag von Chiune Sugihara.
Diese Visa wurden als "Visa für das Leben" bekannt.
Sugihara wurde 1900 in der Gifu-Präfektur in Japan geboren. 1919 bestand er den Aufnahmetest für das japanische Außenministerium. Nach einer Ausbildung als Russischstudent in Harbin war er bei den Vertretungen in der Mandschurei, Moskau und Finnland tätig. Im Juli 1939 kam er als Vizekonsul nach Kaunas, der damaligen Hauptstadt von Litauen.
Am 18. Juli 1940 (gemäß den Aufzeichnungen von Sugihara), drängte sich eine große Gruppe von Juden vor dem Konsulat. Die Invasion Polens durch die Deutschen hatte gerade begonnen, und die Verfolgung der Juden hatte sich auf größere Gebiete ausgedehnt. Auf der Suche nach Zuflucht strömten die Juden nach Litauen, das seine Unabhängigkeit durch ein Bündnis mit der Sowjetunion noch aufrechterhalten konnte. Alle wollten ein japanisches Transitvisum, durch das sie die Möglichkeit hätten, in eine freie Welt zu entkommen.
Die damaligen japanischen Visa-Bestimmungen sahen vor, daß ein Transitvisum nur denjenigen ausgestellt werden konnte, die entweder ein Visum für ihr Endziel besaßen oder aber genug Geld für die Reisekosten. Nur von wenigen jüdischen Flüchtlingen wurden diese Bedingungen erfüllt. Da Sugihara die Dringlichkeit der Situation erkannte, entschied er sich, entgegen den von Tokyo vorgegebenen Richtlinien, die Visa auszustellen. Er empfand es als Verpflichtung "aufgrund seines Gewissens und der Liebe zu allen menschlichen Wesen zu handeln." Er wußte, daß die meisten Flüchtlinge mit der transsibirischen Eisenbahn nach Japan fuhren, eine Strecke, die lang genug war, daß die Flüchtlinge die Möglichkeit hätten, von unterwegs noch Geld nach Japan zu schicken. Deshalb stellte er auch denen, die nicht genug Geld hatten, ein Visum aus.
Ihm blieb nur wenig Zeit, da er von der sowjetischen Regierung zum sofortigen Verlassen des Landes aufgefordert wurde, und so begann er ohne Unterlaß handschriftlich Visa auszustellen. Ende August wurde das Konsulat geschlossen. An der Tür des Konsulates ließ Sugihara die Adresse seines Hotels zurück, so daß er noch für weitere drei Tage Visa ausstellen konnte, bis er Kaunas endgültig verlassen mußte. Noch während seiner Fahrt nach Berlin warf er nicht registrierte Visa aus dem Fenster des Zuges.
Eine Anekdote, die von Überlebenden des Holocaust erzählt wurde, illustriert, in welchem Ausmaß Sugihara bemüht war, den jüdischen Flüchtlingen zu helfen: Als die Nazis in Polen einfielen, flohen 350 Studenten einer jüdischen theologischen Schule nach Litauen. Moshe Zupunik, einer der Studentenführer, ging in das Konsulat, um Sugihara zu treffen. Er erzählte diesem, daß alle bisherigen Versuche bei anderen Konsulaten ohne Erfolg gewesen seien. Sugihara erklärte sich bereit, für Zupunik ein Visum auszustellen, meinte aber, daß es schwierig werden würde, dieses für sämtliche Studenten zu tun, da das Konsulat nur noch kurze Zeit geöffnet sein würde. Zupunik bot seine Hilfe an, und so arbeiteten die beiden Männer gemeinsam mehrere Tage lang. Nach weiterer konsularischer Tätigkeit in Prag und Rumänien wurde Sugihara 1947 aus dem konsularischen Dienst entlassen, weil er gegen die Vorschriften verstoßen hatte. Er begann als Deutschlehrer und für eine japanische Handelsfirma, die in Kontakt zu Rußland stand, zu arbeiten.
Insgesamt stellte Sugihara über 2000 Visa aus, und da diese zumeist nur für den Kopf eines Haushaltes benötigt wurden, kann man davon ausgehen, daß rund 10.000 Menschen durch Sugiharas Visa gerettet wurden. Von Israel wurde er 1968 als Retter von Holocaustopfern ausgezeichnet. Im Oktober dieses Jahres wurde der 1986 verstorbene Sugihara erstmals offiziell vom japanischen Außenministerium mit einer Gedenktafel gewürdigt.
Quelle: "A Hero for the 21st Century" Gedenkbroschüre der Japanisch-Israelischen Handelskammer, zum 100. Geburtstag von Chiune Sugihara.