Lizenz zum Kugelfisch-Töten

2020/10/14
Fugu, zu Deutsch Kugelfisch, wird in Japan als teure Delikatesse geschätzt. Die Fangsaison dauert von September bis März, und der Liebhaber dieser Spezialität kann sich in dieser Jahreszeit auf eine Vielzahl verschiedener Fugu-Gerichte freuen.

Einen besonderen Reiz hat der Verzehr dieses Fisches auch dadurch, dass er ein Tetrotodoxin genanntes Gift enthält, so dass man beim Entfernen von Leber und Eierstöcken besondere Vorsicht walten lassen muss. Wenn beim Ausnehmen der Leber auch nur ein Tropfen des darin enthaltenen Giftes mit dem übrigen Fisch in Berührung gekommen ist, kann es sich leicht um die letzte Mahlzeit handeln.
Vor 1969 fielen in Japan jährlich etwa 200 Menschen dem Genuss von Fugu zum Opfer. Seitdem gibt es eine Verschärfung der Ausbildung für Fugu-Köche, was zu einem drastischen Rückgang der Todesfälle geführt hat. Zu früheren Zeiten gab es Restaurants, die die Leber trotzdem serviert haben, da der Körper kleine Mengen dieses Giftes vertragen kann. Nach dem Tod eines berühmten Kabuki-Darstellers 1975 wurde das Gesetz allerdings noch weiter verschärft.

An den japanischen Küsten gibt es rund 40 Fugu-Arten, die in Größe, Form und Farbe ziemlich stark voneinander abweichen. Der Tora-Fugu, der das "klassische" Kugelfisch-Aussehen besitzt, gilt als guter Speisefisch. Er kommt in den Gewässern von Hokkaido bis Südjapan vor und wird bis zu 70 cm lang. Während der Laichzeit im Mai und Juni ist er besonders giftig und wird deshalb nur im Winter gefangen.

Um in einem Restaurant Kugelfisch zubereiten zu dürfen, ist eine entsprechende Lizenz notwendig. Der angehende Fugu-Koch muss die verschiedenen Arten unterscheiden lernen und mehrere Jahre unter der Anleitung eines staatlich geprüften Fugu-Koches lernen. Vergiftungen entstehen also nur bei unsachgemäßer Zubereitung, in Restaurants ist die Gefahr heute gleich Null. Obwohl die Gefährlichkeit des Kugelfisches bei Japanern allgemein bekannt ist, kommt es von Zeit zu Zeit zu Zwischenfällen, z.B. als sechs Männer die Delikatesse bei einem Angelausflug gefangen und anschließend in der Küche einer Tankstelle selbst zubereitet hatten. Zwei von ihnen wurden mit schweren Vergiftungen ins Krankenhaus gebracht, konnten jedoch gerettet werden.

Quelle: Geo Japan, Kodansha Encyclopedia of Japan